Meditation Wirkung

Published On
7 Juli 2019
Inhaltsübersicht

Meditation Wirkung – einfache Wege, Meditation in den Alltag zu integrieren, sind beispielsweise das achtsame Essen oder eine bewusstere Nutzung des Smartphones. Doch wie wirkt Meditation überhaupt im Gehirn? Und was hat das Ganze mit Bewusstsein zu tun? Ein Überblick.

Meditation Wirkung – nicht nur spirituell

Meditation und Achtsamkeit existieren als Konzepte in der fernöstlichen Kultur bereits seit mehreren Tausend Jahren. Seit sich Siddharta Gautama – später bekannt als Buddha – der Sage gemäß nach Jahren der Meditation unter einen Baum setzte und zur Erleuchtung gelangte, erscheinen Meditation und Buddhismus als untrennbar. Doch auch im Christentum und dem Islam sind meditative Zustände fester Bestandteil spiritueller Praxis und mit zunehmender Beschleunigung unseres Alltags auch immer häufiger Teil eines nicht-religiösen Lebensstils.

Anwendung in der Psychotherapie

Seit der Entdeckung meditativer Zustände im Sinne universeller und kulturunabhängiger Phänomene setzten sich auch Medizin und Psychologie vermehrt mit Konzepten wie Achtsamkeit auseinander.

Nachdem sich die Psychotherapie durch die verhaltenstherapeutischen Ansätze zunächst stark auf Verhalten und dann auf kognitive Prozesse (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, eigene Werte und Überzeugungen) konzentrierte, verschob die sogenannte Dritte Welle der Psychotherapie den Fokus auch in Richtung achtsamkeitsbasierter Interventionen [1].

Mit der mindfulness-based cognitive therapy wurde sogar eine eigene Therapierichtung geschaffen, welche wirksam Folgen von Traumata, wie die posttraumatische Belastungsstörung, behandelt [2]. Seither sind Meditation und Achtsamkeit auch gängigere Begriffe im Mainstream der Wissenschaften geworden. Doch was bewirkt Meditation in unserem Gehirn? Und was hat das Ganze mit unserem Bewusstsein zu tun?

Eine Meditierende auf einem Baum, in einer ruhigen Haltung und mit geschloßenen Auge, um sich entspannter und gesunder zu fühlen.

Auch das Gehirn findet Meditation gut

Nicht nur die Wirksamkeit in der Therapie wurde untersucht, sondern auch in der Neuropsychologie wurden Untersuchungen angestellt und Effekte gefunden.

Zum Beispiel wurde der Effekt von Meditation auf ältere Personen mit kognitiven Defiziten aufgrund von Alzheimer-Demenz und ihrer Vorstufen beleuchtet [3]. Teilnehmende einer entsprechenden Studie durchliefen ein achtwöchiges Meditationstraining, welches pro Tag weniger als eine Viertelstunde einnahm. Mittels aufwändiger bildgebender Verfahren konnte eine erhöhte Aktivität (d.h. erhöhte Durchblutung) verschiedener Areale im Gehirn erfasst werden, die am sogenannten Default Mode Network (DMN) beteiligt sind, einem Netzwerk, das bei Menschen im Ruhezustand aktiv ist.

Das DMN stellt grob umrissen die Grundaktivität dar, wenn wir nicht auf eine spezielle Aufgabe fokussiert sind und ist der Ausgangspunkt für folgende Tätigkeiten, die Konzentration erfordern. Diese Ruheaktivität des DMN ist bei neurologischen Erkrankungen wie der Alzheimer-Demenz beeinträchtigt [4], da die Kommunikation der Neurone durch diese immer stärker behindert wird – bis sie letztlich zusammenbricht. Die Teilnehmenden der Studie, die das achtwöchige Training durchliefen, zeigten eine höhere kognitive Flüssigkeit im Abruf, waren also beispielsweise in der Lage mehr Tiere innerhalb einer Minute zu nennen, und stellten eine subjektive Verbesserung ihrer kognitiven Fähigkeiten fest.

Veränderungen im Kortex

Natürlich kann Meditation die neurologischen Prozesse nicht endgültig aufhalten, sobald die Erkrankung eingesetzt hat, doch zeigen weitere Befunde, dass bei Personen mit viel Meditationspraxis die Dicke des Cortex, also der obersten Schicht des Gehirns, erhöht ist in Regionen, die mit der eigenen Körperwahrnehmung und Aufmerksamkeit zusammenhängen [5].

Ein Puffer, der Alzheimer Demenz hinauszögert

Eine dickere Schicht des Cortex wirkt wie eine Reserve, die bei altersbedingten Rückgängen der Gehirnmasse einen Puffer schafft, der verhindert, dass pathologische Phänomene wie die Alzheimer-Demenz bereits früh auftreten. Stattdessen wird das vorherige Funktionsniveau möglichst lange aufrechterhalten [6].

Meditation leistet also möglicherweise als ein stimulierender Faktor für bestimmte neuronale Netzwerke einen Beitrag zu diesem Puffer, der sich auch in einer dickeren Schicht in verschiedenen Regionen des Cortex niederschlagen kann und – wie ein vielseitiger und aktiver Lebensstil generell – gegen altersbedingte Einbußen schützt. Denn entgegen dem gängigen Sprichwort gilt in unserem Gehirn: „Mehr ist mehr“. Mehr Neurone und insbesondere mehr Verbindungen zwischen ihnen in neuronalen Netzwerken schützen vor späteren kognitiven Beeinträchtigungen im Alter. Wie Meditation genau wirkt und ob sie einen spezifischen schützenden Faktor darstellt, muss in diesem Zusammenhang jedoch noch genauer beleuchtet werden, um auch stärker kausale Effekte zu belegen.

Positive Wirkung auf den Körper

Doch nicht nur bei Personen mit körperlichen oder psychischen Leiden zeigt Meditation gesundheitsförderliche Effekte. Meditation wirkte sich auch positiv auf die Herzratenvariabilität bei Teilnehmenden eines Retreats aus. Die Herzratenvariabilität kann als ein Maß der Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems betrachtet werden [7]. Die Teilnehmenden des Retreats berichteten auch von einer erhöhten Zufriedenheit mit ihrem Leben und von einem höheren subjektiven Wohlbefinden – und das nach lediglich zehn Tagen. Solche Befunde sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Meditation vor allem auch eines braucht: Übung.

Meditation muss erlernt werden

Meditation ist, anders als häufig angenommen, eine Fertigkeit, die man erlernen muss und die – ähnlich wie das Erlernen des Fahrradfahrens, eines Tanzes oder einer neuen Sportart – ihre Zeit braucht.

Bereits kurze Meditationen über wenige Wochen zeigen zwar schon Effekte, doch mit steigender Praxis erhöhen sich diese Effekte oder es kommen weitere hinzu.

Die Erfahrung macht’s

Personen, die bereits lange Zeit meditierten, konnten in Meditationsübungen im Zuge einer Studie ihre Gehirnaktivität stärker beeinflussen [8]. Bei der Ableitung der elektrischen Aktivität der Neurone fanden sich bei Personen mit fortgeschrittener Meditationserfahrung diese sogenannten elektrischen Potenziale verstärkt im Bereich von Gamma-Wellen, die in Zusammenhang mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprozessen gebracht werden.

Etwas weniger technisch ausgedrückt: Die Schwingungen, die in unserem Gehirn entstehen, wenn Nervenzellen feuern, konnten von Personen mit längerer Meditationserfahrung besser beeinflusst werden. Und nicht nur das. Auch die Synchronisation zwischen beiden Gehirnhälften wurde von diesen Personen gezielter hergestellt.

Das sollte jedoch Anfängerinnen und Anfänger nicht entmutigen, denn auch hier fand sich ein linearer Zuwachs mit dem Ausmaß der Zeit, die man mit Meditation verbrachte. Wer also auf 45 Jahre Erfahrung zurückblickte, konnte „seine Gamma-Wellen“  besser beeinflussen, als jemand, der seit 15 Jahren meditierte und jemand, der erst wenige Monate meditierte, konnte dies besser als jemand, der damit gerade erst begonnen hatte.

Gamma was?

Wer mit Gamma-Wellen nicht allzu viel anfangen kann, für den haben einige Wissenschaftler:innen einen etwas griffigeren Begriff parat: Bewusstsein.

Eine prominente Position der Bewusstseinsforschung besteht in der Hypothese, dass Schwingungen durch neuronale Aktivität, die in der Frequenz von etwa 40 Hertz (und damit im Bereich der Gamma-Wellen) liegen, unser Bewusstsein hervorbringen [9]. Auch die Synchronisation, also das gemeinsame Feuern von Neuronen, spielt hierbei gemäß dieser Hypothese eine bedeutsame Rolle für das Bewusstsein.

Die gezielte Manipulation von Gamma-Wellen und der Synchronisation der Neuronenaktivität durch Meditation könnten also tatsächlich dazu beitragen, dass Personen mit wachsender Übung ihre Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit verändern und auch das Bewusstsein gezielter beeinflussen.

Wenn du also künftig nicht mehr von bewusstseinserweiternden Erfahrungen während deiner Meditation sprechen willst, um kritische Blicke zu vermeiden, kannst du über die synchrone Stimulation deiner interhemisphärischen Gamma-Wellen-Aktivität referieren. Auch wenn es die anderen dann nicht mehr tun: Wir verstehen dich.

Time to get started? Vielleicht ist ja unser Artikel über Meditationshaltung was für dich.

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