Achtsamkeit

Published On
7 Juli 2019
Inhaltsübersicht

Achtsamkeit ist ein Begriff, an dem heutzutage niemand mehr vorbeikommt. Im Internet, auf Messen und in Fitnessstudios wird mit dem Wort „Achtsamkeit“ geworben. Es gibt sogar ganze Zeitschriften, die sich schwerpunktmäßig mit diesem Thema auseinandersetzen und auch wir von Mindfulife haben die Achtsamkeitsmeditation zum Herzstück unseres Unternehmens erklärt.

Aber was ist Achtsamkeit eigentlich?

Doris Kirch, Leiterin des Deutschen Fachzentrums für Achtsamkeit, definiert sie als „eine besondere Form der Aufmerksamkeit“, die den gegenwärtigen Moment bewusst wahrnimmt, ohne ihn zu bewerten.

Genau in diesem Satz stecken schon zwei Kernprinzipien der Achtsamkeit:

Das bewusste Wahrnehmen des Moments, welches den Fokus auf das Hier und Jetzt legt, sowie eine Wertungsfreiheit, mit welcher jegliche Erfahrung angenommen wird, ohne sie mit Adjektiven wie „gut“ oder „schlecht“ zu kategorisieren.

Dies klingt zunächst ganz einfach – wenn man sich jedoch etwas genauer damit auseinandersetzt, merkt man schnell, dass es doch nicht ganz so leicht ist.

Durch die zunehmend fortschreitende Digitalisierung und die permanenten Anforderungen, die sowohl im Berufs- als auch im Privatleben an uns gestellt werden, fällt es uns häufig schwer, den Moment bewusst zu erleben. Ständig wird von uns erwartet, dass wir einen konkreten Plan für die Zukunft oder lustige Anekdoten aus der Vergangenheit parat haben, um bestmöglich auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Der vergessene Moment

Dabei gerät das Hier und Jetzt oft in Vergessenheit, denn gedanklich sind wir bereits dabei, die Einkaufsliste abzuarbeiten oder schnell die letzten E-Mails durchzugehen, die wir noch beantworten müssen. Dies geschieht häufig zulasten unserer eigenen Bedürfnisse. Denke einmal darüber nach, wie oft du in der letzten Woche Hunger und Durst ignoriert oder schlichtweg nicht wahrgenommen hast, weil du so sehr damit beschäftigt warst, „nur noch schnell“ etwas fertig zu machen.

Die Achtsamkeitsmeditation hilft uns, wieder bewusster wahrzunehmen, was um uns herum und, fast noch wichtiger, in uns geschieht. Durch die regelmäßige Praxis erlernen wir außerdem eine offene Grundhaltung, die uns mehr Gelassenheit verleiht, indem wir Erlebnissen wertfreier gegenüberstehen können.

Der Unterschied zwischen Achtsamkeit und Meditation

Was genau haben Achtsamkeit und Meditation miteinander zu tun? Diese Frage lässt sich dann beantworten, wenn wir die Meditation und ihre Geschichte etwas näher betrachten.

Die Meditation hat viele Gesichter. Das klassische Bild von einem in Stille sitzenden Mönch, das vielen Menschen unwillkürlich vor Augen kommt, sobald sie an Meditation denken, bildet dabei nur eine Form ab. Auch Tai-Chi, Mantra-Meditationen, Qi Gong und Yoga Meditation bilden eigenständige Meditationsformen – ebenso wie die Achtsamkeitsmeditation.

Die Begriffstrennung ist an dieser Stelle knifflig geworden, da „Achtsamkeit“ in den letzten Jahren als Begriff für Alles und nichts zugleich verwendet wurde. Achtsam sein bedeutet aber nicht, mit einem Gegenstand vorsichtig umzugehen oder sich ausgiebig mit den Gründen der eigenen aktuellen Gefühlslage auseinanderzusetzen.

Im Gegenteil – jemand mit einer achtsamen Grundhaltung nimmt den Moment bewusst und wertfrei wahr, ohne auf die Suche nach Gründen für oder Schlussfolgerungen aus der aktuellen Situation zu gehen. Genau über diese Grundhaltung findet sich nun wieder der Weg zur Meditation, wie wir sie uns häufig vorstellen, und schließt den Kreis: In Momenten der Stille, in denen wir unsere Aufmerksamkeit ganz bewusst und ruhig auf den Augenblick richten, können wir diese Grundhaltung erlernen und verinnerlichen. Lies hier ausführlich über die Wirkung der Meditation.

Diese Überlegungen sind nicht neu

Natürlich ist Achtsamkeit kein neues Konzept, das der moderne Mensch im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelt hat. Die Meditation – auch die Achtsamkeitsmeditation – hat jahrtausendealte Wurzeln. Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen finden sich bereits aus den Jahren um 1.500 v. Chr. in den Veden, Sammlungen religiöser hinduistischer Texte.

In der buddhistischen Tradition finden sich schriftliche Aufzeichnungen um das Jahr 100 v. Chr., was immerhin noch rund 2118 Jahre vor dem heutigen Tag sind. Eine unvorstellbar lange Zeit – und nur einer der Belege dafür, dass Meditation schon lange vor unserer Zeit als wertvolle Praxis erkannt wurde. Aber nicht nur in fernöstlichen Religionen, sondern auch im Judentum, Christentum und dem Islam finden sich Aufzeichnungen über unterschiedliche Formen der Meditationspraxis. Lies bei Interesse mehr zur Geschichte der Meditation.

Etwas zeitgemäßer, bitte!

In der heutigen Zeit wird die Achtsamkeitsmeditation oft als Gegenentwurf zum stressigen Berufsalltag ohne religiöse oder spirituelle Komponente angewandt. Das Ziel einer weltlichen achtsamen Praxis liegt dabei nicht im Weg zur Erleuchtung, wie es im Buddhismus der Fall ist, sondern darin, von den positiven Auswirkungen der Achtsamkeitsmeditation im Alltag zu profitieren. Die Vorteile der achtsamen Praxis (zum Beispiel dem achtsamen Essen) sind vielfältig. Seit einigen Jahren nimmt die Forschung darüber rapide zu, und die bisherigen Ergebnisse sind in vielen Bereichen aussagekräftig.

Wirkungen regelmäßiger Achtsamkeitsmeditation.

Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen von regelmäßiger Achtsamkeitsmeditation. Durch das bewusste, wertfreie Erleben des Moments können der eigene Körper und die eigenen Gefühle wahrgenommen werden, ohne dass sie uns direkt unter Handlungsdruck setzen. Die Aufmerksamkeit wird geschult und die Konzentrationsfähigkeit kann somit gesteigert werden. Wir können lernen, uns nicht mehr allzu sehr von unserer aktuellen Tätigkeit ablenken zu lassen und das gedankliche „Ich muss aber noch …!“, während wir unserem Körper und Geist eigentlich eine wohlverdiente Verschnaufpause gönnen, kann – und das ist wichtig – losgelassen werden.

Nicht weggedrückt. Denn im Gegensatz zur häufig angetroffenen Überzeugung, dass Meditieren bedeutet, an überhaupt nichts zu denken, ist das nicht der Fall. Durch das bewusste Wahrnehmen unserer Gedanken und den Verzicht darauf, sie als unangenehm, dringend oder irrelevant einzustufen, können wir leichter mit unserer Aufmerksamkeit zum Jetzt zurückkehren. Das kann befreiend sein und Stress reduzieren – eine weitere wissenschaftlich belegte Wirkung.

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Wenn du wissen willst, wie du deine Ziele besser formulierst und anschließend auch effizienter erreichst, dann schau doch mal bei unserem Beitrag zur Smart-Methode vorbei. Wir sehen und dort!

Hören statt lesen

Du interessierst dich für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema? Dann schau doch mal bei unserem Podcast vorbei! Mit Dr. Simon Schindler werfen wir einen kritischen Blick auf die Achtsamkeit.

Online meditieren mit der Mindclub App

Wenn du das Meditieren selbst ausprobieren willst, heißen wir dich in unserer Mindclub App herzlich willkommen. Bequem von Zuhause aus kannst du an einer unserer zahlreichen von Expert:innen geleiteten live Meditation-Sessions oder Audio-Meditationen teilnehmen.

Wir freuen uns auf dich!

Quellen

Tang, Y. Y., Hölzel, B. K., & Posner, M. I. (2015). The neuroscience of mindfulness meditation. Nature Reviews Neuroscience, 16(4), 213.

Hölzel, B. K., Lazar, S. W., Gard, T., Schuman-Olivier, Z., Vago, D. R., & Ott, U. (2011). How does mindfulness meditation work? Proposing mechanisms of action from a conceptual and neural perspective. Perspectives on psychological science, 6(6), 537-559.

Internetquellen: https://dfme-achtsamkeit.com/was-ist-achtsamkeit-wirkung/ (abgerufen am 1.11.2023)

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