Zen Meditation

Veröffentlicht am
22 Februar 2023
Zuletzt aktualisiert
6 April 2024

In diesem Beitrag erzählt Frau Boissevain, Internistin, Ärztin und sogar Zen-Priesterin, wie sie zur Zen Meditation gekommen ist, welchen Schwierigkeiten sie sich im Verlauf ihres spirituellen Weges stellen musste und was sie dabei alles gelernt hat. Wir wünschen Dir viel Spaß beim Lesen!

Zen Meditation – Wer ist Frederike Boissevain?

Friederike Boissevain ist von Beruf Ärztin und Internistin mit einer Zusatzbezeichnung für Hämatologie und Onkologie, diese beschäftigen sich mit Tumorerkrankungen und der Palliativmedizin. Seit dem Studium interessiert sie sich für die Zen Meditation, jedoch gab es zu ihrer Zeit noch nicht viel Auswahl an Angeboten, diese zu lernen. Sie wollte Antworten auf so viele Fragen finden, die sie in ihrer Religion, dem Christentum, so nicht finden konnte.

So ist sie auf das Zen gestoßen und hat sofort gespürt, dass es all ihre Fragen beantworten kann. Das Zen ist somit zu ihrem parallelen Lebensweg geworden, den sie in ihrem Alltag, aber auch in ihr Berufsleben als Ärztin mit einfließen lässt. Das ging so weit, dass sie sogar zum Buddhismus konvertierte und eine buddhistische Gemeinschaft namens „Sangha” gründete, die nun schon seit 20 Jahren existiert.

Als sie dann ihr bedeutend großes Wissen über das Zen weitergeben konnte, sah sie sich ebenfalls dazu verpflichtet, aus ihrem Beruf als Ärztin heraus einen Hospizverein mitten in Schleswig-Holstein zu gründen. Dieser erfährt aufgrund des geringen Angebotes an solchen Hospizen eine große Nachfrage bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen. Ihr Leben spielt sich sozusagen zwischen Meditation und Wissenschaft ab.

Wie lange hat sie die Zen Meditation in einem Kloster praktiziert?

Vier Jahre lang hat sie die Zen Meditation in mehreren Klöstern in den USA ausgeübt, jedoch getrennt voneinander über jeweils zwei Zeitabschnitte. Aus dieser Zeit entstand ihr Interesse, die Zen Meditation mit nach Deutschland zu holen und andere Menschen in diese einzuführen und die buddhistische Gemeinschaft „Sangha” zu gründen. Ihr fiel es jedoch schwer, sich von ihrem damaligen Leben zu trennen, da es ihr, ganz anders als in Deutschland, ein fast schon magisches Gefühl gab. Alles war dort anders, der Lebensstil, die Kultur, aber auch die Menschen, mit denen sie zusammenlebte. Trotzdem wusste sie, dass der richtige Weg ist, nach Deutschland zurückzukehren.

Welche Fragen will sie mit der Zen Meditation beantworten?

Zunächst mal muss man sagen, dass die Fragen, die sich ihr aufgedrängt haben, schon seit ihrem 18. Lebensjahr bestanden. Währen ihres Medizinstudiums wurde zwar täglich über den Menschen als Patient mit all seinen Krankheiten gesprochen, allerdings nur wenig über die Philosophie des Menschen. Was ist ein Mensch überhaupt? Die Jahre vergingen und sie merkte, dass das Studium der Medizin nicht das Einzige in ihrem Leben bleiben kann. Sie musste sich nun also entscheiden – will sie die Karriere einer Ärztin gehen oder doch ihrer inneren Leidenschaft folgen? Um darauf eine Antwort zu finden, legte sie zunächst eine Pause als Ärztin ein und machte sich auf den Weg in ein neues Leben in den USA.

Als sie dort ankam, war eine ihrer ersten Übungen das sogenannte „Sesshin”. Für sie war das eine etwas andere Erfahrung, da sie währenddessen stundenlang sitzen musste, allerdings hat ihr das doch ziemlich gefallen. Auch das Kloster selbst, in dem sie meditierte, war außergewöhnlich, es befand sich direkt in der Wildnis von Kalifornien. Von da aus konnte man nicht wie in Deutschland so schnell wegkommen, sollte es einem dort nicht gefallen.

Vom ersten Tag an wurden ihr die schwierigsten Aufgaben gestellt, seien sie körperlich oder geistig und das auch noch in einer Sprache, die sie nur teilweise verstand. Hinzu kam, dass man in so einem Schweigekloster nicht sprechen darf. Also, auch wenn sie Hilfe benötigte, durfte man nicht mit anderen reden und diese nach Hilfe bitten. Das war nur geordnet, einmal pro Woche, für eine halbe Stunde erlaubt.

Nach ganzen zwei Jahren ging sie dann zurück in die Heimat. Sie merkte allerdings sofort: Nein! Das reicht nicht. Irgendetwas fehlt immer noch! Sodass sie nun zwei weitere Jahre in einem „Sotho-Zen-Ausbildungskloster” in den USA verbrachte. Allerdings standen dort auch die Formen von Zen und dessen Tradition im Vordergrund. Das hieß nun, ein weiteres Mal kein Telefon, Internet und nur einmal die Woche Post.

Sie merkte allerdings – meine Fragen werden damit nicht wirklich beantwortet. Das alles löste nur noch mehr Rätsel und Fragen in Bezug auf das Leben aus. „Was möchte ich mit meinem Leben machen?”, „Warum bin ich hier?” oder „Was ist meine Bestimmung?”. Genau da stoß sie auf das Zen und das ganz zufällig. Und zwar hatte jemand einen Kurs zur Zen Meditation gegeben, an dem sie spontan teilnahm. Die anfängliche Zeit mit Zen war jedoch mehr als schwierig für sie.

Die ersten zehn Jahre, sagt sie, wären eine Art der Selbstfindung für sie gewesen und daher auch mit vielen Rückschlägen und Erkenntnissen verbunden. Man könnte fast sagen, es war eine Art Therapie für sie, wobei man das natürlich nicht für Ernst nehmen sollte. Vor allem die Erkenntnis, dass nicht alles, was ihre Gedanken sagen, auch wirklich Realität ist (Exkurs: Zwangsstörung), war eine ihrer weisesten Erfahrungen, die sie durch das Zen erhalten hat.

Sie lernte mit der Zen Meditation also, weniger auf ihre Befürchtungen und Ängste zu hören und denen Raum in ihrem Leben zu geben. So ist sie heutzutage in der Lage, ihren anstrengenden Arbeitsalltag zu bewältigen, ohne dass ihre Gedanken dabei ins Negative abschweifen. Sie ist stets konzentriert, gelassen und hat wieder ihren Spaß am Leben gefunden.

Zen Meditation – Warum existiert der Mensch nun?

Laut Frau Boissevain sind wir Menschen hier, um zu helfen und auch wenn es etwas altmodisch klingt, um zu dienen. Und dabei ist die reine Hilfe, ohne Gegenleistung oder anderen Belangen gemeint. Man gibt sozusagen einen Teil seiner eigenen Identität auf und begibt sich auf die Reise zum „Nicht-Ich“, wie in der Zen Meditation oft gesprochen wird. Das Dienen steht dabei für die Übernahme der Verantwortung für die eigenen Taten, so wie es eine „erwachsene” Person auch tun sollte. Das macht uns wirklich zu Erwachsenen, nicht das Altern anhand des Lebensjahres, so Frau Boissevain.

Zudem sei der Mensch ein Wesen, dessen Grenzen über das Physische hinaus dehnbar sind und dessen Einfluss auch nach dem Tod noch viel bewegen kann. Mit dieser Erkenntnis gelang es ihr, auch schwierige Situationen in ihrem Berufsleben als Ärztin zu meistern, von denen sie vorher nicht mal geträumt hat, sie zu erleben.

Zen Meditation – Zuerst Priesterin und dann Lehrerin?

Genauso lief es bei Frau Boissevain ab. Normalerweise ist es jedoch genau andersherum. Warum also ist das bei ihr so gewesen? Na ja, ganz einfach, und zwar ist das in der Zen Meditation möglich. Wenn man möchte, kann man sich also zuerst mit der Tradition des Zen’s und anschließend mit seinen Lehren beschäftigen. Ein Beispiel dafür wäre eine alte, noch von Buddha selbst entworfene Zeremonie. Bei dieser näht man ein Stück Stoff (Symbol für Buddhas Robe) zusammen, den man anschließend in mehrere kleine Teile zerschneidet, nur um ihn anschließend wieder zusammenzunähen. Dies soll ein Symbol für die Befreiung stehen, merkt Frau Boissevain an.

Wie verbindet sie die Zen Meditation mit ihrer Arbeit?

Das tut sie auf vielen Arten. Angefangen bei einfachen Meditationen in den Gängen des Krankenhauses. Dabei setzt sie sich aber nicht einfach hin, sondern sie tut es direkt, während sie den Flur entlang läuft. Das nennt sich Gehmeditation“. Außerdem nutzt sie die sogenannte Telefon-Meditation. Bei dieser konzentriert sie sich einfach auf das jeweilige Gespräch und versucht alle Sorgen nebenher auszublenden. Das klingt jetzt erstmal einfach, aber das ist es aufgrund der hohen Belastung, die eine Ärztin ausgesetzt ist, nicht wirklich.

Sich zu entspannen und dem gegenüber am Telefon wartenden Menschen immer freundlich entgegenzutreten, funktioniert aber nicht immer. Zusammengefasst hilft ihr die Zen Meditation aber, ihre Gefühle besser zu kontrollieren und selbst wenn sie es mal nicht schafft, kann sie durch den analytischen Ursprung des Zen eine Antwort auf ein mögliches Fehlverhalten ihrerseits finden.

Zen Meditation – Haben sie als Ärztin etwas von sterbenden Menschen gelernt?

Ja, sogar eine Menge. „Ich bin immer noch sprachlos, über die Schönheit, die Tapferkeit, das Edle und den Mut, die meine Patienten dem Tod gegenüber bringen.” Wenn man solche Situationen miterlebt, setzt man gleich ganz andere Prioritäten in seinem Leben, so Frau Boissevain. Sie habe auch einen kleinen Garten an Verstorbenen, den sie ab zu gern besucht, um die Großzügigkeit und die Hilfsbereitschaft ihrer ehemaligen Patienten zu würdigen. Vor allem der Satz einer ehemaligen Patientin: „Sie ist richtig gespannt und neugierig auf den Tod”, fasziniert sie noch immer.

Zen Meditation – Wie kann man diesen Menschen auf ihrem letzten Weg helfen?

Da bekommt man eine Menge nützlicher Tools an die Hand, wenn man die Ausbildung zum Hospizbegleiter durchmacht. Wie drücke ich den Türknauf runter? Wie gehe ich ins Zimmer des Patienten? Welchen Abstand sollte ich zum Bett des Patienten einhalten? Kann ich mich setzten oder soll ich stehen bleiben? Zudem hilft es laut Frau Boissevain, keine Angst in Bezug auf das zu haben, was man dem Patienten erzählen muss, auch wenn es eher schlechte Nachrichten sind.

Wichtig ist es, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Patient wohlfühlt. Ziel sollte es also immer sein, einem sterbenden Patienten ohne eigene Selbstzweifel und vor allem ohne vorgefertigte Meinungen und Ansichten über das Leben entgegenzutreten. Es gilt, den Patienten so zu helfen, wie dieser es zu benötigen scheint.

Zen Meditation – Gibt es etwas, dass wir auf unseren Weg mitnehmen können?

Na ja, besonders in dieser schwierigen Zeit, in der wir gerade leben. Auf alle Fälle sollten wir Menschen versuchen, unsere Lebensschwerpunkte so zu setzen, wie wir sie selbst und nicht wie die gesellschaftliche Norm sie haben möchten. Die großen Veränderungen in der Welt und der Gesellschaft können schließlich nur die wenigsten von uns beeinflussen. Da gilt es dann zumindest, in unserem eigenen Leben für Frieden und Ausgelassenheit zu sorgen. So gelingt es uns, ein nachhaltig glücklicheres Leben zu führen, sagt Frau Boissevain.

Der Podcast zur Zen Meditation

Hör Dir die Podcast-Folge zur Zen Meditation und Frau Boissevain’s Weg einfach an:

Podcast Achtsamkeit

Falls Du auch an weiteren Themen rund um Achtsamkeit und Meditation aus unserem Podcast Interesse hast, dann lies Dir doch gern unseren Artikel „Podcast Achtsamkeit” durch. Wir wünschen Dir viel Spaß beim Lesen!

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