Soziale Phobie

Veröffentlicht am
13 Februar 2023
Zuletzt aktualisiert
16 Dezember 2023

Wenn das Einkaufen gehen oder das Besuchen von Vorlesungen in der Uni zur Mutprobe wird, dann ist die Chance hoch eine soziale Phobie zu entwickeln. Die Angst hinter dieser ist es, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Wenn du mehr darüber wissen willst, dann lies dir einfach diesen Beitrag durch!


Soziale Phobie

Eine soziale Phobie (auch soziale Angststörung genannt) zeigt sich durch eine große Angst vor gesellschaftlichen Aktivitäten aus der Befürchtung heraus, von anderen Menschen als eigenartig, sonderbar oder absurd wahrgenommen zu werden. Betroffene meiden daher alle Aktivitäten, die die Interaktion mit anderen Menschen erfordern.

Somit kann das Halten eines Vortrags vor einem Publikum oder selbst der wöchentliche Einkauf zur Qual werden. Da diese Tätigkeiten nur selten gemieden werden können, müssen Betroffene diese Situationen unter hohem Leidensdruck ertragen.

Soziale Phobie: Ursachen

Ursachen einer sozialen Phobie können, wie bei den meisten psychischen Erkrankungen, sehr vielfältig ausfallen. In der Regel entstehen sie aus einem Zusammenspiel folgender Faktoren:

  • Genetische Veranlagung (Vererbung)
  • Persönlichkeit des Individuums (eher sensible bzw. schüchterne Persönlichkeit)
  • Erziehung der Eltern (ein zu sehr besorgter oder kontrollierender Erziehungsstil kann das Risiko, an einer sozialen Phobie zu erkranken, ebenfalls erhöhen.)
  • Denkstil der betroffenen Person (besonders, wenn hohe Erwartungen an sich selbst in Form von z. B. einem hohen Leistungsdruck in der Schule oder Uni oder ein vorwiegend negatives Selbstbild existiert.)
  • Lebenserfahrungen der betroffenen Person (wenn unangenehme Erfahrungen mit Mitmenschen in der Schule oder auf der Arbeit, z. B. vor der Klasse ausgelacht werden, gemacht wurden)
  • Traumatische Ereignisse im Leben (z. B. der Tod eines Elternteils (Exkurs: posttraumatische Belastungsstörung))

💡Soziale Phobie Ursachen Kindheit

In den meisten Fällen haben Betroffene einer sozialen Phobie jedoch negative Erfahrungen in der Kindheit gemacht, die ihr Denken über die Mitwirkung an gesellschaftlichen Aktivitäten nachhaltig geprägt haben. Demnach lernen betroffene Kinder schon früh ein eigenständiges bzw. autonomes Leben zu führen und sich aus sozialen Unternehmungen eher zurückzuziehen.

Soziale Phobie: Symptome

Symptome einer sozialen Angststörung können je nach betroffenem Individuum unterschiedlich ausfallen. In jedem Fall werden diese durch soziale Interaktionen erzeugt oder verstärkt.

Solche Situationen sind beispielsweise:

  • Halten eines Vortrags bzw. einer Rede vor einer Menschenmenge
  • Essen in der Öffentlichkeit (Restaurantbesuche)
  • Führen von Small Talk
  • Telefonate mit Ämtern oder Unternehmen
  • Halten eines Gesprächs, ob Face-to-Face oder Online
  • Kennenlernen von fremden Menschen

In diesen Situationen kann vereinzelt folgende Symptomatik auftreten:

  • Erröten des Gesichts
  • Vermeidung von Blickkontakt
  • Übelkeit
  • Panikattacken
  • Blackout
  • Herzrasen
  • Zittern

💡Soziale Phobie: Häufigkeit

Soziale Phobien gehören zu den am häufigsten vorkommenden psychischen Störungsbildern in Deutschland. Durchschnittlich leiden ca. 7 bis 13 von 100 Personen während ihres Lebens einmal an solch einer sozialen Phobie. Dabei sind Frauen öfter betroffen als Männer, wobei sich die Erkrankung meistens schon im Kindes- bzw. Jugendalter entwickelt.

Soziale Phobie: Diagnose

Die Diagnose einer sozialen Phobie wird in der Regel durch eine:n Psychiater:in oder Psycholog:in gestellt. Sollte dir aufgefallen sein, dass einige der vorher genannten Symptome auf dich zutreffen, dann melde dich unbedingt bei einem/einer, da die Symptome wohl kaum von allein vergehen werden.

Ein:e qualifizierte:r Therapeut:in muss zur Diagnose einer sozialen Angststörung folgende Kriterien beachten:

✔️Ausgeprägte und übermäßige Furcht oder Angst, die immer wieder in einer oder mehreren sozialen Situationen auftritt (z. B. bei einer Unterhaltung)

✔️Die Person ist besorgt, dass sie sich so verhält oder Angstsymptome zeigt, dass sie von anderen Personen negativ bewertet werden könnte (demütigend, peinlich oder beleidigend)

✔️Einschlägige soziale Situationen werden konsequent vermieden oder mit intensiver Angst bzw. Furcht ertragen.

✔️Die Symptome halten mindestens mehrere Monate lang an

✔️Die Symptomatik lässt sich nicht besser durch ein anderes psychisches Störungsbild erklären (z. B. Agoraphobie, körperdysmorphe Störung oder olfaktorische Referenzstörung)

✔️Sie sind so schwerwiegend, dass sie zu erheblichen Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen führen.

Sollte die Diagnostik die Befürchtungen bestätigen, erhalten die Betroffenen üblicherweise einen Fragebogen (ob in Papierform oder über einen elektronischen Weg), über den der Schweregrad der Erkrankung festgestellt werden kann. Zudem treten soziale Phobien oft mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen auf. Eine nachhaltige Besserung der sozialen Ängste kann nur erfolgen, wenn alle Erkrankungen behandelt werden.

Soziale Phobie: Behandlung

Therapie

Zur Behandlung einer sozialen Angststörung werden grundsätzlich zwei Therapiearten herangezogen. Und zwar die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva oder die kognitive Verhaltenstherapie (KVT).

Welche Therapieart jedoch benutzt werden sollte, hängt von den genauen Beschwerden der betroffenen Person sowie den Behandlungszielen der Therapie ab. In jedem Fall kann man aber sagen: Sollte die eine Art der Therapie nicht anschlagen, sollte man die andere in Betracht ziehen!

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
    Besonders wirksam bei der Behandlung einer sozialen Phobie ist die kognitive Verhaltenstherapie. Bei dieser werden zusammen mit dem/der Therapeut:in VerhaltensweisenGedanken und Gefühle, die in Zusammenhang mit der sozialen Angst stehen, analysiert und auf Ihre Angemessenheit geprüft. Ziel der Therapie ist es, Alternativen zu entwickeln, um diesen problematischen Denk- und Verhaltensmustern entgegenzuwirken und die dahinterliegende Angst zu dezimieren. Zudem werden auch Expositionen durchgeführt. Bei denen soll der oder die Betroffene durch die Teilnahme an alltäglichen sozialen Situationen (wie das Erledigen eines Einkaufs) wieder lernen, ein „normales” Leben zu führen. Nicht selten werden auch Gruppentherapieelemente zu der eigentlichen Therapie hinzugefügt.

Auch möglich:

  • Tiefenpsychologisch fundierte Therapie (psychodynamische Therapie)
    Untersuchungen zur Wirksamkeit einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie in Bezug auf eine Sozialphobie gibt es noch recht wenig. Sollte ein:e Betroffene:r es jedoch bevorzugen, mit dieser behandelt zu werden oder der Ansatz, die soziale Angst mit einer kognitiven Verhaltenstherapie zu heilen, nicht gewirkt haben, so sollte diese herangezogen werden.

Medikamente

Wie bereits erwähnt, können Medikamente zur Therapie einer sozialen Phobie hinzugefügt werden. Es handelt sich dabei normalerweise um sogenannte Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer („SSRI”). Diese gehören zur Gruppe der Antidepressiva, wirken stimmungsaufhellend und können die Fähigkeit, lernen zu wollen und damit unpassende Denkstile und Verhaltensweisen zu ändern, verbessern. Vor allem dann, wenn zusätzlich eine Depression vorliegt, sollte die medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden.

Soziale Phobie: Selbsthilfe

Da es im Zweifelsfall sehr lang dauern kann, einen Platz in einer psychotherapeutischen Praxis zu bekommen, empfiehlt es sich, vor Beginn einer Therapie Selbsthilfemaßnahmen zu ergreifen. Diese Maßnahmen ersetzen jedoch keine professionelle Behandlung und dienen nur als Unterstützung, um die Zeit bis zur Therapie zu überbrücken bzw. das Verstärken der Symptomatik zu verhindern.

Es kann beispielsweise hilfreich sein, sich vor dem Halten eines Vortrags auf diesen ausreichend vorzubereiten, sodass aufkommende Fragen vom Publikum sicher und selbstbewusst beantwortet werden können. Aber auch eigene kleine Expositionen, wie das Anrufen beim Arzt, können das Vertrauen in sich selbst und einen späteren Erfolg in der Therapie unterstützen. Natürlich ist das einfach gesagt. Für die betroffene Person ist es jedoch mehr als schwer, dies umzusetzen. Da gilt es dann, Mut zu beweisen. Denn ohne den Willen zur Besserung wird auch eine spätere Therapie nur schwierig möglich sein.

Aber, keine Sorge. Du schaffst das!

Zwangsstörung

Du weißt nun, was eine soziale Phobie ist, welche Ursachen und Symptome diese hat und wie sie behandelt werden kann. Hast du denn auch Interesse, mehr über andere psychische Störungsbilder wie der Zwangsstörung zu erfahren? Dann haben wir den passenden Beitrag für dich. Wir sehen uns dort!

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Quellen

Bücher

Asbrand, Julia/Büch, Hendrik/Schmitz, Julian: Soziale Ängste, Göttingen 2022. Berberich, Götz: Soziale Ängste bei jungen Erwachsenen. {Ein Praxisbuch zur multimodalen Therapie}, Stuttgart 2022. Consbruch, Katrin von/Stangier, Ulrich: Ratgeber Soziale Phobie. {Informationen für Betroffene und Angehörige}, in Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie Band 20, {2., überarbeitete Auflage}, Göttingen 2021. Fischer-Klepsch, Martina: Soziale Phobie – die heimliche Angst. {Selbsthilfeprogramm mit Übungen aus der Praxis}, Paderborn 2021. Schweitzer, Jochen et al.: Soziale Ängste, Heidelberg 2020.  

Internetdokumente

ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics, https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f2062286624, Februar 2022, Abruf am 06.02.2023.

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