Geschichte der Meditation

Veröffentlicht am
21 Februar 2020
Zuletzt aktualisiert
10 März 2024

Geschichte der Meditation Hast du dich schon immer gefragt, woher die Meditation überhaupt kommt und wie sie über die Zeit geprägt wurde? Dann haben wir den perfekten Beitrag für dich. Viel Spaß beim Lesen!

Prähistorische Anfänge

Meditative Praktiken gibt es schon so lange, dass unsere Geschichtsschreibung selbst einen zu kleinen Ausschnitt liefert, um ihre Anfänge bestimmen zu können. Die älteste dokumentierte Darstellung der Meditation findet sich in einer Figur, die ungefähr 5000 v. Chr. bis 3500 v. Chr. in eine Wand in Indien geschlagen wurde.1,2,3

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen: Die Veden

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Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen finden sich in den Veden, einer uralten Sammlung religiöser indischer Texte, die man vorher nur mündlich überlieferte. Im Folgenden wurde versucht, ein paar der Gedanken aus den Veden wiederzugeben und sie von der westlichen Philosophie zu unterscheiden.

Die Entstehung der Veden im Wald

Die Veden haben sich nicht hinter Stadtmauern entwickelt, wie es in griechischen oder europäischen Strömungen der Fall ist. Die Veden entstanden vielmehr im Wald, der das Bewusstsein seiner Einwohner:innen auf eine andere Art prägte, als es Stein und Mörtel tun. Die frühen Anhänger:innen dieser Philosophie wurden vom Wald versorgt und strebten ein harmonisches Zusammensein mit der Natur an, mehr noch, sie sahen sich von der Natur nicht getrennt, da der Wald sie mit allen nötigen Dingen versorgte:

Nahrung, Schutz vor den Elementen und Kleidung. Zudem integrierte er noch das Prinzip des Wachstums in seinen Bewohner:innen, weshalb der Wunsch, seinen Besitz einzumauern, dort nie aufkam. Man wollte sich nicht abtrennen, sondern in die Natur und sich selbst hineinwachsen. Nur im tiefen Inneren ließe sich die Wahrheit ergründen, die alle Dinge miteinander verbindet.

Alle diese Prinzipien wurden weitergegeben und sind heute noch Teil der vielen Religionen und Philosophien, die aus den Veden hervorgingen. 4,5

Über die Gesellschaft und das eigene Leben

Die Veden sprechen auch von der Gesellschaft und dem eigenen Leben. Hier kam die Weisheit auf, dass der Weg das Ziel sei und, dass Regeln und Einschränkungen im eigenen Leben einen Platz hätten.

Dafür stelle dir vor, dass ein:e Schachspieler:in mit jeder Figur so laufen würde, als wäre sie eine Dame. Er wäre zwar mächtig, aber es wäre gar kein Spiel mehr. Auch unsere Gesellschaft funktioniere nur, wenn jeder seine Freiheit und Macht im Sinne des Spiels auslebe. Der Mensch selbst müsse sich mit den Gesetzen also auf eine Art Spannung bringen, als sei er eine Harfe. Ist eine Saite nicht gespannt, dann klingt sie nicht, ist die Spannung aber zu groß, dann reißt die Saite. Nur wenn das Maß genau ausbalanciert ist, also ein:e jede:r nach dem optimalen Grad von Freiheit und Einschränkung lebt, lässt sich die Harmonie der Wahrheit hören. 4

Wie man sieht, sind die Veden nicht nur eine Anleitung zur Meditation. An der Fülle von Inhalten und Geschichten, über die man endlos philosophieren kann, lässt sich erklären, warum das Wirkungsfeld der Veden mehrere Weltreligionen inspirierte.

Die schriftlichen Texte der Veden siedelt man bei etwa 1500 v. Chr. an. Diese Texte wurden ca. 500 v. Chr. im Taoismus Chinas von Lao-Tze und im indischen Buddhismus von Siddhārtha Gautama weiterentwickelt.5,6

Geschichte der Meditation in den Religionen

Zen Buddhismus

Als der Buddhismus sich auch in China ausbreitete, kam es 100 n. Chr. zu einer Vermischung des indischen Mahayana Buddhismus und dem chinesischen Taoismus, welcher sich später (800 n. Chr.) als Zen Buddhismus vor allem in Korea und Japan verbreitete. 7

Antike Griechen

Meditative Praktiken finden sich aber nicht ausschließlich in Religionen wieder, sondern flossen schon seit Ewigkeiten in viele philosophische Strömungen mit ein; die Veden selbst kann man als eine Philosophie bezeichnen. Auch der Stoizismus übernahm schon seit Anbeginn unserer Zeitrechnung die Prinzipien der Meditation und veränderte sie nach seinen Prinzipien.

Beispielsweise überlegt sich ein Stoiker in der sogenannten „Pre-Meditatio Malurum“ bis ins Detail, was er alles verlieren könnte, welche großartigen Niederlagen auf ihn warten und wie sich alle Zufälle gegen ihn richten könnten, nur um nach der Meditation mit Dankbarkeit dem Umstand entgegenzublicken, dass kaum etwas davon eingetreten ist. Sollte der Stoiker dann aber wirklich vom Unglück überhäuft werden, dann tut es ihm weniger weh, denn er hat es kommen sehen und es genossen, solange es andauerte. 8

Das Christentum

Auch im Christentum waren die Entwicklungen der Meditation spürbar, wie zum Beispiel im Hesychasmus, einer spirituellen Praxis, die von orthodoxen, byzantinischen Mönchen entwickelt wurde. Dabei wiederholte man das Jesusgebet über lange Zeiträume, welches noch heute von orthodoxen Christ:innen angewendet wird, und bediente sich Atemübungen, um die Konzentration aufrecht zu erhalten. Aus einer gewissen Perspektive könnte man diese Übung als Meditation verstehen, da eine Art Mantra wiederholt wird, um innere Seelenfrieden zu erreichen.

Christliche Meditationen unterschieden sich je nach Lokalität. Im Osten wurden in einer bestimmten festgelegten körperlichen Haltung bestimmte Worte wiederholt, wohingegen im westlichen Christentum die Meditation einen anderen Platz gefunden hat. Sie lässt sich in den göttlichen Lesungen der Benediktinermönche finden, bei denen es keine Wiederholung von Worten oder Einnehmen bestimmter Posen gibt. Stattdessen zielt die Meditation darauf ab, einen tieferen Zugang zu Gott zu finden und sein Herz für Ihn zu öffnen. 9,10,11,12

Der Islam

Auch in der islamischen Tradition finden sich die meditativen Übungen und asketischen Strömungen wieder. Hier taucht das Sterben des Egos, die Auflösung in das göttliche Prinzip und das Auslöschen der sinnlichen Wahrnehmung auf, welche man auch in der buddhistischen Tradition unter anderen Begriffen kennt: Beispielsweise als das Aufgehen in das Nirwana, das Begreifen der dualen Natur der Dinge oder die Meditation, bei der es darum geht, alle Gedanken wertungsfrei vorbeiziehen zu lassen.13

Das Judentum

Um die Jahre 20-10 v. Chr. wurden auch im Judentum Schriften verfasst, die Achtsamkeit und Konzentration als Methode spiritueller Übungen in den Fokus stellten. Es gilt außerdem als erwiesen, dass die meditative Praxis im Judentum eine tief verwurzelte Tradition hat. Nach einigen Strömungen gibt es Atemübungen, bei denen man die Silben des göttlichen Namens auf das Ein- und Ausatmen legt.14,15

Im Judentum gibt es auch etwas Ähnliches wie die Chakren, nur dass es sich hier um den Lebensbaum handelt, eine komplexe und uralte Anordnung von menschlichen Werten, die man auf den Körper gelegt hat, um sich einzeln und stückweise darauf zu konzentrieren. Es gibt auch klassischere kontemplative Übungen im Sitzen und auch Laufmeditationen, wobei sich nicht alle Juden oder Jüdinnen mit Meditation auseinandersetzen und die Gebete als sinnvoller betrachten.14

Auch die jüdische Meditationstradition wurde weiter gepflegt und im Mittelalter etwas verändert. Eine jüdische Meditation bestand aus Mitzwa (dieses Wort bedeutet sowohl Gebot als auch etwas wie eine gute Tat aus religiösem Antrieb), einem Gebet und dem Studium. Heute gibt es auch noch jüdische Glaubensgemeinschaften, die jeden Freitag eine halbe Stunde mit einer Meditationsübung beginnen, die auch manchmal von jemandem angeleitet wird.14,15,16,17,18

Japanische Meditation im Sitzen

In Japan veröffentlichte der buddhistische Mönch Dogen 1227 n. Chr. seine Instruktion zur Meditation im Sitzen (Zazen). Infolgedessen gründete sich darum eine klösterliche Gemeinschaft, die hauptsächlich darauf beruhte und bis heute einen großen Einfluss auf das Bild der Meditation im Westen hat. 6,7,19

Meditation Heute

In der heutigen Zeit haben Meditation und Achtsamkeit einen Einzug in die westliche Welt gehalten. Gegensätzlich zu der religiösen Geschichte der Meditation liegt der Fokus nicht mehr auf Spiritualität, sondern auf anderen Dingen, die in einem engen Bezug zum Alltag und der gesellschaftlichen Entwicklung stehen. Besonders die Verminderung von Stress, Steigerung von Fähigkeiten (wie zum Beispiel Konzentration) und Entspannung stehen im Mittelpunkt der weltlichen Meditationspraxis.

Die positiven Wirkungen von Meditation standen in den letzten Jahren zunehmend im Fokus der Forschung, und so finden sich bereits zahlreiche Befunde zu den Auswirkungen der Meditation. Möchtest du mehr über die Effekte von Meditation, Dankbarkeit und Achtsamkeit erfahren? Dann könnte dich auch unser Artikel Was bringt Meditation? interessieren.

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Quellen

    1. „psychologytoday„
    2. „live and dare“ history of mediation
    3. „Timeline of meditation„
    4. Tagore, R. (1921). Sādhanā: der Weg zur Vollendung. Munich: Kurt Wolff.
    5. “positive psychology” on the history of meditation
    6. Irvine, W. B. (2009). A guide to the good life: The ancient art of stoic joy. Oxford University Press.
    7. „Heiligenlexikon“ Hesychasmus
    8. „Benediktiner“ Mönch sein
    9. „Benediktiner“ Das geistliche Leben
    10. Kloster Weltenburg
    11. Relinfo zum Sufismus
    12. velveteenrabbi über jüdische Meditation
    13. bbc über jüdische Meditation
    14. chabad über die Kabbala
    15. hagalil über die Kabbala
    16. religion Lexikon
    17. school4meditation

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