Meditation gilt oft als einfache Entspannungstechnik, doch ihre Wirkung geht deutlich tiefer. Sie kann nicht nur dabei helfen, Stress zu reduzieren, sondern auch die Funktionsweise unseres Gehirns verändern.
Wie genau schafft es Meditation, dass wir gelassener reagieren und uns schneller von Belastungen erholen? Was passiert dabei in unserem Gehirn? Genau das erfährst Du in diesem Artikel.
Was ist eigentlich Neuroplastizität?
Wenn wir über den neurobiologischen Aspekt der Meditation sprechen und darüber, wie Meditation Dir helfen kann, weniger Stress zu empfinden oder anders auf Stress zu reagieren, stoßen wir auf den Begriff Neuroplastizität.
Neuroplastizität bedeutet, dass Dein Gehirn veränderbar ist.
Früher dachte man, wenn wir geboren werden, dann entwickeln wir uns vom Baby zum Kind, zum Jugendlichen, bis hin zum Erwachsenen. Man nahm an, dass wenn wir erwachsen sind, der Körper ausgewachsen ist und kaum noch wächst. Ebenso ist auch das Gehirn fertig ausgebildet und verändert sich nicht mehr.[I1]
Diese Theorie ist allerdings veraltet. Man hat herausgefunden, dass sich unser Gehirn auch im Erwachsenenalter weiter verändern kann.
Wenn das nicht so wäre, könntest Du nichts Neues lernen, Dir keine neuen Namen merken und keine neuen Wege finden, Herausforderungen zu bewältigen.
Die Tatsache, dass wir neue Dinge lernen können, liegt daran, dass unser Gehirn veränderbar – also plastisch – ist.
Wie wird das Gehirn aktiv?
Alles, was wir geistig tun, hinterlässt Spuren in Form messbarer Gehirnaktivitäten. Diese lassen sich beispielsweise mit bildgebenden Verfahren wie der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) sichtbar machen. Je nach Aufgabe – ob körperlich, sprachlich oder mathematisch – werden unterschiedliche Bereiche des Gehirns aktiv.
Auch während der Meditation sind bestimmte Hirnregionen besonders aktiv. Wenn Du regelmäßig meditierst, werden diese Bereiche wiederholt stimuliert, wodurch ihre Aktivität und die Verbindungen zwischen ihnen gestärkt werden, ähnlich wie Muskeln, die beim Sport wachsen, wenn Du sie trainierst. Wenn Du zum Beispiel Liegestütze machst, passiert beim ersten Mal nicht viel. Machst Du sie aber regelmäßig, werden die Muskeln stärker. Genauso entstehen im Gehirn neue Verknüpfungen, wenn wir bestimmte Aktivitäten regelmäßig wiederholen.
Verändert Meditation das Gehirn?
Studien geben Hinweise darauf, dass das bewusste Lenken der Aufmerksamkeit zu einer erhöhten Aktivität im präfrontalen Kortex führt. Gleichzeitig wurden Meditation und eine Verringerung der globalen Hirnaktivität sowie der Aktivierung der Amygdala in Verbindung gebracht. Wenn man regelmäßig meditiert, kann die Dicke bestimmter Kortexareale, die für Konzentration, Gedächtnis, Motivation und Weiteres verantwortlich sind, zunehmen und Bereiche wie die Amygdala können „schrumpfen“.
Studien deuten auch darauf hin, dass das bewusste Lenken der Aufmerksamkeit bei der Meditation zu einer erhöhten Aktivität im präfrontalen Kortex führt, einer Region, die für Konzentration, Entscheidungsfindung und Emotionskontrolle entscheidend ist. Gleichzeitig zeigen Untersuchungen, dass Meditation mit einer verringerten globalen Hirnaktivität und einer reduzierten Aktivität der Amygdala in stressreichen Situationen einhergeht.
Langfristig können sich durch regelmäßige Praxis sogar strukturelle Veränderungen ergeben: Bestimmte Kortexareale, die mit Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Motivation verbunden sind, können an Dicke zunehmen, während das Volumen der Amygdala abnimmt. Da die Amygdala eine zentrale Rolle bei der Stressreaktion spielt, kann Achtsamkeitstraining zu einem geringeren Stressempfinden führen. Das bedeutet nicht, dass Du völlig stressfrei wirst, aber Du reagierst gelassener und erholst Dich schneller.
Viele Menschen halten Meditation deshalb für eine Entspannungsübung. Tatsächlich ist sie eher eine Fokusübung. Entspannung ist vielmehr wie ein angenehmer Nebeneffekt. Indem wir das immer wieder machen, verändert sich unser Verhältnis zu Stress. Wir werden entspannter. Das heißt nicht, dass wir keinen Stress mehr erleben, aber wir können anders damit umgehen und uns im Falle von Stress auch schneller wieder davon lösen. Das kannst Du zum Beispiel mit Atemmeditationen oder Bodyscans erreichen.
Kurze Übung (Body Scan):
Setz Dich aufrecht und entspannt hin. Schließe Deine Augen, wenn Du das möchtest.
Richte Deine Aufmerksamkeit nacheinander auf:
- Füße (Zehen, Fußrücken, Fußsohlen, Fersen)
- Fußgelenke, Schienbeine, Waden, Knie, Kniekehlen
- Oberschenkel, Gesäß, Kontakt zur Sitzfläche, unterer Rücken, mittlerer Rücken, oberer Rücken bis zu den Schulterblättern
- Vorderseite des Körpers: Schambereich, Bauch, Brust
- Hände (Fingerspitzen, Handrücken, Handflächen, Handgelenke)
- Arme (Unterarme, Ellbogen, Oberarme, Schultern)
- Hals, Nacken, Kopf, Gesicht
Spüre den gesamten Körper und löse Spannungen, die Du noch empfindest.
Nehme Deine Umwelt wieder klarer wahr. Welche Geräusche kannst Du hören?
Mit dem Klang der Klangschale kehrst Du langsam in den Raum zurück.
Fazit: Wie verändert Meditation das Gehirn?
Regelmäßige Meditation wird in Studien mit einer verringerten Aktivität der Amygdala in Verbindung gebracht, welche eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung von Stress und Emotionen spielt. Besonders bei der Konfrontation mit stressauslösenden Reizen reagiert die Amygdala bei erfahrenen Meditierenden oft weniger stark. Das unterstützt Dich dabei, Dich schneller von Belastungen zu erholen.
Gleichzeitig zeigen bildgebende Verfahren, dass der präfrontale Kortex, welcher wichtig für Konzentration, Entscheidungsfähigkeit und Emotionskontrolle ist, durch Achtsamkeitstraining strukturell und funktional gestärkt werden kann.
Marie S. (Psychologiestudentin)
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