Geist beruhigen

Veröffentlicht am
21 Dezember 2022
Zuletzt aktualisiert
16 Dezember 2023
Inhaltsübersicht

Wie du mit Meditation und Achtsamkeit deinen Geist beruhigen kannst und was damit eigentlich gemeint ist, erfährst du in folgendem Beitrag. Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen!

Ein Mädchen meditiert draußen am Meer auf dem Sand, um seinen Geist zu beruhigen.

Geist beruhigen – Kognition  

Den meisten buddhistischen Auffassungen nach bezeichnet der Begriff „Geist“ jegliche geistige Aktivität wie Denken und Empfinden, unabhängig vom Körperlichen wie dem Gehirn, Nervenbahnen, Hormonen oder chemischen Vorgängen im Körper. Sehen wir beispielsweise einen Apfel, gehört der Vorgang des Sehens noch nicht zum Geistigen. Der Geist fängt erst dort an, wo ein geistiges Hologramm dieses Apfels in unserem Kopf entsteht. Dieses geistige Hologramm unterscheidet sich von Betrachter zu Betrachter. Der Blickwinkel ist anders, die Wahrnehmung ist anders und auch die Reaktion ist anders. Die persönlichen Gedanken, Einstellungen und Erfahrungen beeinflussen also wie wir diesen Apfel wahrnehmen, empfinden und wie wir darauf reagieren. All das findet in unserem Geist statt. 

Man kann eine deutliche Parallele zwischen dem buddhistischen „Geist“ und der psychologischen „Kognition“ erkennen, wobei es in der Psychologie unterschiedliche Definitionen von Kognition gibt, die unterschiedlich weit reichen. R.H. Kluwe benennt Kognition beispielsweise als eine „Sammelbezeichnung für die geistige Aktivität von Menschen“. In der Forschung betrifft dies die „Gesamtheit der informationsverarbeitenden Prozesse und Strukturen eines intelligenten Systems (Intelligenz), unabhängig vom materiellen Substrat dieses Systems“. Im Dorsch Lexikon der Psychologie wird Kognition als „Sammelbegriff für bewusste und unbewusste mentale Prozesse, die von Wahrnehmung bis Denken reichen“ bezeichnet. 

Geist beruhigen – Beeinflussung der Wahrnehmung 

Denken, Bewerten, Entscheiden – diese Vorhänge lassen sich somit eindeutig dem Geiste zuschreiben. Etwas schwieriger ist der Prozess der Wahrnehmung. Wo hört das Körperliche auf und wo fängt der Geist an? Gehört die Reizweiterleitung schon zur Wahrnehmung, auch wenn sie unserem Bewusstsein nicht zugänglich wird und eher physikalischen Prozessen unterliegt? Nach Hobmair & Altenthan (1997) ist die Wahrnehmung „der Prozess und das Ergebnis der Informationsgewinnung und Informationsverarbeitung von Reizen aus der Umwelt und dem Körperinneren“ (S. 243). Unstreitig beginnt der Geist zumindest dort zu arbeiten, wo wir bewusst wahrnehmen und diese Wahrnehmung verarbeiten. Unser Geist beeinflusst somit maßgeblich, wie wir die Dinge wahrnehmen. 

Dies bedeutet auch, dass wir nicht Opfer dessen sind, was uns im Leben widerfährt, sondern unsere Wahrnehmung selbst steuern können. Schon der Philosoph René Descartes schrieb: „Wir beschreiben nicht die Welt, die wir sehen; wir sehen die Welt, die wir beschreiben“. Wenn wir ein Geräusch wahrnehmen, dann ist es zunächst einfach nur ein Geräusch. Ein „nerviges“ Geräusch wird es erst dadurch, dass unser Geist ihm die Eigenschaft „nervig“ zuschreibt. Es wäre jetzt einfach zu sagen, dass wir lediglich unsere Wahrnehmung ändern müssten und somit automatisch glücklicher würden. Letztlich ist es nicht so einfach, die Wahrnehmung zu ändern. Michel & Novak schrieben: „Wir nehmen das wahr, was unseren Bedürfnissen, Erfahrungen, Erwartungen entspricht und nicht die objektiv gegebenen Reize.“ (Michel & Novak (1990, zitiert nach Hobmair, 1997, 91)). Unsere Wahrnehmung wird also von Erfahrungen und Erwartungen, aber auch von Bedürfnissen beeinflusst. Das „nervige Geräusch“ widerspricht vielleicht unserem Bedürfnis nach Ruhe oder dem Wunsch, sich auf etwas konzentrieren zu können. Dies können wir nicht einfach ausblenden, indem wir uns sagen „es ist nur ein Geräusch“. 

Geist beruhigen – Meditation und Achtsamkeit

Wie können nun Meditation und Achtsamkeit dabei helfen, den Geist zu beruhigen und vielleicht die Wahrnehmung zu ändern? 
Sie sind hierbei als Übungen zu verstehen, um Abstand zu gewinnen, um zu verhindern, dass unsere Emotionen unser Handeln steuern. Man könnte sagen, sie können uns helfen, den Geist zu klären, den Blick und Fokus neu einzustellen. Achtsamkeit kann uns dabei helfen, die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken und somit der „»Tendenz« unseres Geistes, in automatische und routinierte Informationsverarbeitungsprozesse zu geraten“ (Heidenreich & Michalak, 2011) entgegenwirken.

Ändern wir unsere Aufmerksamkeit, kann dies auch unsere Wahrnehmung verändern. Unsere negativen Emotionen entstehen beispielsweise nicht durch das Geräusch, sondern durch unser verletztes Bedürfnis. Wenn wir unseren Fokus jetzt gezielt auf dieses Bedürfnis lenken, sind wir viel besser in der Lage, eine Lösung zu finden, statt unseren negativen Empfindungen ausgeliefert zu sein. Vielleicht können wir unsere Ruhe durch Ohrstöpsel oder einen Ortswechsel erreichen. Vielleicht lernen wir aber auch, das Geräusch auszublenden und unseren Fokus trotz Geräusch wieder der Aufgabe zuzuwenden. Diese routinierten Prozesse unseres Geistes bewusst zu verändern, ist mit sehr viel Übung verbunden. Mediation und Achtsamkeitstrainings sind hierbei eine von vielen Möglichkeiten, uns dabei zu unterstützen. 

Mental Load

Durch Meditation und Achtsamkeit den Geist zu beruhigen, ist ein wichtiges Tool zur Vorbeugung von Mental Load. Was das überhaupt ist, wie man ihn erkennt und verringert, erfährst du in unserem Beitrag darüber. Viel Spaß beim Lesen!

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Wir freuen uns auf dich!

Quellen

Heidenreich, T., & Michalak, J. (2011). Achtsamkeit und Akzeptanz. In M. Linden & M. Hautzinger (Hrsg.), Verhaltenstherapiemanual (S. 55–60). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-16197-1_10 Hobmair, H., & Altenthan, S. (Hrsg.). (1997). Kognition (2021, 17. November) in Dorsch Lexikon der Psychologie. Verfügbar unter: https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/kognition Rainer H. Kluwe. Kognition. https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/kognition/7882

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