Akupunktur ist eine traditionelle chinesische Heilmethode, die seit Tausenden von Jahren praktiziert wird. Sie basiert auf der Vorstellung, dass der Körper von Energieströmen durchzogen ist, die als “Qi” oder “Lebensenergie” bezeichnet werden. Diese Energieströme verlaufen auf bestimmten Bahnen, die als Meridiane bekannt sind. Die Akupunktur besteht darin, dünne Nadeln an spezifischen Punkten auf den Meridianen zu platzieren, um den Energiefluss im Körper zu beeinflussen. In unserer 45. Podcastfolge sprechen wir mit Herrn Beißner, Professor für systemische Neurowissenschaften an der Medizinischen Hochschule Hannover und untersuchen die Frage, wie er zu seinem Studium der Neurowissenschaften gekommen ist. Doch was hat das mit Akupunktur zu tun? Herr Beißner wird uns Einblicke in seine Forschung zur Akupunktur geben.

Wer ist Florian Beißner?
Herr Beißner ist Professor für systemische Neurowissenschaften an der Medizinischen Hochschule sowie wissenschaftlicher Leiter des Insula-Instituts für integrative Therapieforschung in Hannover. Das Insula-Institut ist dabei eine private gemeinnützige Organisation, die Wissenschaft, Forschung und Lehre im Bereich der integrativen Medizin fördert.
Nachdem Herr Beißner ein Studium der Physik absolviert hat, folgte gleich darauf ein Aufbaustudium in chinesischer Medizin und eine Promotion am Max-Planck-Institut für Biophysik und beim Brain-Imaging Center Frankfurt mit einer Arbeit zur funktionellen Bildgebung des vegetativen Nervensystems beim Menschen. 2014 habilitierte er dann für das Fach systemische Neurowissenschaften.
Er ist Autor von über 40 Originalarbeiten und Reviews und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Seine gegenwärtige Forschung konzentriert sich auf die zugrundeliegenden Mechanismen von somatosensorischen Therapien wie Akupunktur, mit besonderem Fokus auf vegetative und psychosomatische Effekte. Außerdem entdeckt er gern vergessenes Wissen in der älteren medizinischen Literatur wieder.
Wie kommt man von Physik zur chinesischen Medizin?
Eigentlich wollte Herr Beißner theoretischer Physiker werden, da er sich auch mit der Quantenfeldtheorie und der allgemeinen Relativitätstheorie auseinandergesetzt hat. Er wollte quasi wie Einstein die grundlegenden Theorien verstehen. Was ist Materie? Warum gibt es das Universum? Während seiner Diplomarbeit hat er allerdings gemerkt, dass ihm die Physik aufgrund des großen Bezugs zur Mathematik nicht glücklich machte. Anschließend begab er sich in eine Art Selbstfindungsphase, in der er verschiedenste Praktika absolvierte, sich mögliche Promotionsfelder anschaute und zwischendurch sogar kurzzeitig arbeitslos war.
Auf diesem Weg kam er wieder zu seinem Hobby neben dem Studium der Physik – die chinesische Medizin. Das kam daher, da er jahrelang verschiedenste Kampfkünste ausgeübt hat, wie beispielsweise Karate. Dabei hat ihm vor allem die Verbindung zwischen Heilkunde und Kampfkunst interessiert. Irgendwann kam er dann an den Punkt, an dem er sich gesagt hat: “Mensch, dann mach’ ich halt das!”.
In der chinesischen Medizin und Akupunktur war das dann anders. Hier konnte man endlich “Hand mit anlegen”. In der Physik konnte man nicht mal seinen Kolleg*innen nebenan ein Thema erklären, da diese eine andere Art der Mathematik benutzen. “Die einen machen halt Superstringtheorie, ich mach’ algebraische Quantenfeldtheorie”.
An welchen Stellen wirkt Akupunktur am besten?

Tatsächlich gibt es verschiedene Akupunkturpunkte. Momentan wirkt Herr Beißner sogar an einer Studie mit, bei der die Wirkung verschiedener Akupunkturpunkte im fMRT (funktionelle Magnetresonanztomografie) miteinander verglichen werden. Bei dieser kam wie erwartet heraus, dass es deutliche Unterschiede gibt, wo man mit der Nadel hineinsticht. Beispielweise konnte bei der Akupunktur des Punktes Magen 36 am Schienbein die Aktivierung des Sympathikus viel stärker reduziert werden als es am Punkt Gallenblase 37 am Knöchel der Fall war.
Was hast du bei der Akupunktur denn untersucht?
Das Problem lag ja schon beim Begriff selbst. “Wenn man 10 Leute fragt, was Akupunktur ist, dann kriegen wir auch 10 verschiedene Antworten.” In der chinesischen Akupunktur werden z. B. “Akupunkturpunkte” vorgegeben, an denen die dünnen Nadeln hereingestochen werden. Akupunktur ist also einfach nur “die Stimulation des Körpers an irgendwelchen Stellen durch Nadeln, also die invasive Stimulation.” Man stimuliert also bestimmte Teile des Nervensystems, und zwar das somatosensorische System und erzeugt dabei die verschiedensten Wirkungen bzw. Schmerzen. Genau diese hat Herr Beißner damals in seiner Doktorarbeit erforscht.
“Bei unserem Körper macht es halt einen Unterschied, ob ich mich oberflächlich verletze, also zum Beispiel eine Verbrennung an der Haut hinzuziehe oder ob ich mir einen Muskel reiße. Das sind zwei völlig verschiedene Arten von Schmerz, denn das eine ist ein Tiefenschmerz, das andere ist ein Oberflächenschmerz und die machen in unserem Gehirn zwei ganz unterschiedliche Sachen.” Die Akupunktur gehört dabei eher zum Tiefenschmerz.
Wie empfanden die Patient*innen die Behandlung mit Akupunktur?

Herr Beißner erzählt, dass er die Behandlung an Patient*innen tatsächlich erst seit 2 Jahren professionell als Heilpraktiker durchführt. Und zwar führt er eine Kombination aus Hypnotherapie und Akupunktur namens “Sinu Sometix” durch. Sinu kommt dabei von der Sinus-Sphäre, also aus dem ostasiatischen Kulturkreis. Sometix ist letztendlich ein Oberbegriff für alle Therapieverfahren, die irgendwie in den Körper, also die Wahrnehmung des Körpers einbeziehen.
Das Feedback seiner Patient*innen fiel dabei fast immer gleich aus. Sie waren zuerst total überrascht, dass es so viele Unterschiede bei der Akupunktur gibt, die man beobachten und messen kann. Während der Therapie arbeitet Herr Beißner allerdings viel mit inneren Bildern, die meist innere Emotionen oder traumatische Erlebnisse bei den Patient*innen wieder hochleben lassen. Die Patient*innen würden sich dann überwiegend dafür entschuldigen, dass sie anfangen zu weinen. “Da sage ich dann immer, es ist völlig ok Emotionen zu zeigen, das ist Teil der Therapie und dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen”, so Herr Beißner.
Akupunktur – Wie lange dauert der Prozess der Heilung?
Das würde immer an den Beschwerden liegen, welche die Patient*innen mit sich bringen. Und die können vielfältiger sein als man denkt. Ungefähr würde es jedoch ca. 6 bis 7 Behandlungstermine dauern (über 2 Wochen verteilt), bis die Beschwerden seiner Patient*innen deutlich gelindert werden können. Manchmal können sie sogar vollkommen gelöst werden. Eine offizielle Statistik darüber, wie das bei anderen Ärzt*innen der Fall ist, gibt es jedoch leider nicht.
Der Podcast über Akupunktur
Hör Dir die Podcastfolge über Akupunktur und Herr Beißner’s Weg einfach an. Oder möchtest Du unser Gespräch verfolgen? Dann schau hier bei YouTube vorbei.
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Mindfulife
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